Unsere Zahl des Monats 06/2018: Einfluss der Fußball-Weltmeisterschaft der Herren auf den Einzelhandel mit Getränken

01.06.2018

Dass die alte Weisheit „König Fußball regiert die Welt“ noch heute gilt, zeigt ein Blick in die monatlichen Umsatzzahlen des Einzelhandels. Genauer in die vom Statistischen Bundesamt nach X-12-ARIMA-Methode um Saison- und Kalendereffekte bereinigten Zahlen für die verschiedenen Wirtschaftsklassen im Einzelhandel. Die Angaben sind für die Zeit ab Januar 1994 verfügbar, sodass insgesamt sechs Weltmeisterschaften abgebildet werden können – davon vier Turniere mit der Maximalzahl von sieben Spielen der Nationalmannschaft sowie (glücklicherweise) nur zwei Turniere, in denen sich die Mannschaft im Viertelfinale nach fünf Spielen verabschieden musste.

Abbildung 1 stellt die Daten in aufbereiteter Form für den Einzelhandel mit Getränken dar. Für alle Jahre seit 1994 wurde der durchschnittliche Verlauf der Umsätze berechnet, indem die Monatswerte ins Verhältnis zu den jeweiligen Januar-Werten gestellt wurden. Die dunkelblaue Linie stellt den durchschnittlichen Jahresverlauf für den gesamten Zeitraum (1994 bis 2017) dar und zeigt eine weitestgehend waagerechte Entwicklung, die aufgrund der Saisonbereinigung der Daten zu erwarten war. Wird aber nur der Durchschnitt für die Jahre abgebildet, in denen eine Fußball-Weltmeisterschaft der Herren stattgefunden hat, ist ein deutlicher Ausbruch nach oben für die zwei Turniermonate Juni und Juli nachweisbar. Welche Getränke in dieser Phase genau gekauft werden, ist aus den Zahlen nicht ableitbar. Auffällig ist aber, dass nach starken WM-Monaten üblicherweise ein umsatzschwacher August folgt. Als Vergleichsgröße dient die graue Linie, die den Durchschnitt für jene Jahre abbildet, in denen keine WM oder EM stattgefunden hat.

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Dass die Stimmung in der Branche erfolgsabhängig ist, zeigt Abbildung 2. Bei dem Turnier in den USA 1994 konnte sich die Nationalmannschaft in einem starken Viertelfinalspiel gegen Bulgarien nicht selbst belohnen. Ebenso war 1998 in Frankreich nach fünf Spielen Schluss, nachdem die Mannschaft um einen 37-jährigen Lothar Matthäus (kicker-Note: 3) 0:3 gegen Kroatien unterlag. Das Umsatzwachstum bei den Getränkemärkten (türkise Linie) scheint diese Enttäuschung wiederzugeben und liegt unter dem Durchschnitt aller Turnierjahre. Seit dem starken 8:0 gegen Saudi-Arabien 2002 in Japan und Süd-Korea, bei dem wohl nicht nur Miroslav Klose (kicker-Note: 1) immer wieder eingeschenkt hat, scheint die DFB-Auswahl aber auf einer Erfolgswelle zu sein. Sie bescherte dem Team zwei Drittplatzierungen, zwei Finalteilnahmen, einen Titelgewinn und besonders hohe Umsatzzuwächse für den Getränkemarkt (graue Linie).

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Weniger Grund zur Vorfreude auf die WM-Monate haben die Vertreter des Einzelhandels mit Fahrrädern, Sport- und Campingartikeln (Wirtschaftszweig 47.64). Für diese Branche ist kein Umsatzanstieg in den WM-Monaten festzustellen.

Quellen: Konjunkturstatistiken Handel, Gastgewerbe vom Statistischen Bundesamt; Datenbank von kicker.de

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