Mit hohen Anforderungen kommen auch höhere Wochenarbeitszeiten

Zahl des Monats 08/2024

31.07.2024

Im Zuge unserer Zahl des Monats Juli 2024 haben wir mit den Verdienstunterschieden zwischen Anforderungsniveau nach Wirtschaftszweig ein kleines, aber mitunter signifikantes Entscheidungskriterium zur Wahl der Ausbildung und dem damit verbundenen Einstieg in eine Karriere angesehen. Daran anknüpfend betrachten wir in diesem Monat die durchschnittlichen Arbeitszeitunterschiede im Jahr 2023, welche neben der Entlohnung auch einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl der Karriere und Branche haben können.

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Durchschnittlich werden in der Gesamtwirtschaft 38,4 Stunden pro Woche gearbeitet (schwarze Striche). Die höchsten durchschnittlichen Wochenstunden werden in der öffentlichen Verwaltung und Verteidigung mit 39,8 gearbeitet, gefolgt von Verkehr und Lagerei und Wasserversorgung mit 39,6 Stunden. Die geringste Wochenarbeitszeit wird im Baugewerbe und im Bereich wirtschaftlicher sowie sonstiger, überwiegend persönlicher Dienstleistungen gearbeitet.

Da die Stundenlöhne mit zunehmender Anforderung an die zu leistende Arbeit stetig steigen, wäre zu erwarten, dass sich die durchschnittliche Arbeitszeit einheitlich entwickelt. In der Gesamtwirtschaft steigen die durchschnittlich je Woche gearbeiteten Stunden jedoch mit dem Anforderungsniveau von 37,4 Stunden für Helfertätigkeiten über 38,2 Stunden für Fachkräfte und 38,8 Stunden bei Spezialisten auf 39 Stunden bei Expertentätigkeiten. Eine vergleichbare Verteilung ist in nahezu allen Branchen des verarbeitenden Gewerbes zu erkennen. Wobei die gearbeiteten Wochenstunden nach Anforderungsniveau vor allem auch innerhalb des verarbeitenden Gewerbes nahezu gleich ausfallen.

Ein ähnliches Bild, aber mit stärker auseinanderklaffenden Differenzen in den Wochenstunden zeigt sich in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe und in den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. In diesen Branchen ist die Differenz zwischen Helfern und Experten mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft.

Jedoch sind die Wochenarbeitsstunden bspw. im Grundstücks- und Wohnungswesen, in der Energieversorgung, bei Verkehr und Lagerei sowie im Gesundheits- u. Sozialwesen hingegen vollkommen anders verteilt. Im Grundstücks- und Wohnungswesen arbeiten Helfer mit 39,6 weitaus länger im Vergleich zu den anderen Anforderungsniveaus. Gefolgt von den Experten mit 38,7 vor den Fachkräften mit 38 Stunden. Die geringsten Wochenstunden der Branche arbeiten Spezialisten mit 36,9.

Doch woher kommen diese Unterschiede?

Gründe für die uniforme Verteilung der Wochenarbeitszeiten innerhalb des verarbeitenden Gewerbes und des Baugewerbes können die ähnlichen bis einheitlichen Tarifverträge sein, die mit einem Augenmerk auf die körperliche Arbeit bei Fachkräften und Helfern geschlossen wurden. Anders ist es bspw. im Gesundheitswesen und in der Erziehung und Bildung, wo Arbeitskräftemangel sowie Schicht- und Bereitschaftsarbeit vor allem bei Fachkräften als auch Experten zu hohen Wochenarbeitsstunden führen.

Nichtsdestotrotz sollten Arbeitsplatz- und Ausbildungsentscheidungen nicht ausschließlich anhand der dort zu erwartenden Stunden getroffen werden. Diese können sich durch Nachfrageveränderungen oder durch ein höheres Arbeitskräfteangebot auch schnell wieder verschieben. Auch unabhängig vom Anforderungsniveau kann es weitaus nachhaltiger sein, eine Arbeit aufzunehmen, in der die Stunden gerne erbracht werden, denn als reine Pflicht.
 

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