Der Einfluss von CO₂- und Energiepreisen auf Energieverbräuche in der Industrie.
Lutz, C. & Becker, L. (2025): Der Einfluss von CO₂- und Energiepreisen auf Energieverbräuche in der Industrie. Szenario-Analysen mit PANTA RHEI - Teilbericht im Rahmen des Projektes „Der Beitrag ökonomischer Instrumente zur Erreichung der Klimaschutzziele: Die Rolle der staatlich bestimmten Energiepreisbestandteile im Instrumenten-Mix“. Climate Change 20/2025, Dessau-Roßlau.Abstract
Ziel der Studie ist zu ermitteln, wie CO2- und Energiepreise zur Erfüllung von Klimaschutz in der Industrie beitragen können. Mit Hilfe des makroökonometrischen Modells PANTA RHEI wird der Energieverbrauch und die Emissionen verschiedener Industriesektoren (u. a. Metallerzeugung, Grundstoffchemie, Fahrzeugbau) im Kontext der wirtschaftlichen Entwicklung abgebildet; dabei werden auch bekannte Preiselastizitäten der Energienachfrage genutzt. In PANTA RHEI werden unterschiedliche Szenarien modelliert.
Vertraut die Klimapolitik bei den gegenwärtig erwarteten CO2-Preisen allein auf die Lenkungswirkung von Energiepreisen, reicht bei mittleren Elastizitäten eine Emissionsreduktion von 20 Mt CO2 nicht, um das Sektorziel zu erfüllen. Selbst bei einer Verdopplung der CO2-Preise auf beinahe 300 €/tCO2 im Jahr 2030 wird das Sektorziel des Klimaschutzgesetzes nur erreicht, wenn auch hohe Preiselastizitäten unterstellt werden (-42,4 Mt CO2). Der Vergleich der Szenarien zeigt, dass eine höhere Energieeffizienz und die Energieträgersubstitution die wichtigsten Gründe für einen Emissionsrückgang sind. Preisliche Stellschrauben jenseits von CO2-Preisen, insb. die staatlichen Bestandteile bei Strom- und Gaspreisen der Industrie, leisten nur einen begrenzten Beitrag zur CO2-Minderung.
Die begrenzten Effekte in Szenarien, die nur auf geänderte Preisrelationen der Energieträger setzen, lassen sich mit bestehenden starken Pfadabhängigkeiten im Industriesektor erklären. Sie erschweren die Durchdringung mit neuen Technologien, können allerdings durch politische Maßnahmen und Investitionen in erste Anlagen, z. B. zur CO2-freien Prozesswärmebereitstellung, schneller überwunden werden. Haben die neuen CO2-freien Technologien einmal einen größeren Anteil am Markt erreicht und sind zu ähnlichen Kosten wie fossile Referenztechnologien verfügbar, sollte dies die Lenkungswirkung von Energiepreisen und damit die Lenkungswirkung von CO2- und anderen staatlich bestimmten Energiepreisbestandteilen erhöhen.