Detailliertes, langfristiges Monitoring des Bedarfes an und Angebotes von Gesundheitsberufen.

Maier, T., Krebs, B., Sonnenburg, A. & Ronsiek, L. (2024): Detailliertes, langfristiges Monitoring des Bedarfes an und Angebotes von Gesundheitsberufen. BMG-Fachkräftemonitoring. BIBB Discussion Paper, Bonn.

Abstract

Die Fachkräftesicherung im Gesundheitswesen ist eine der drängendsten Herausforderungen dieser Zeit und entscheidend für die Sicherung der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung. Eine zielgerichtete Fachkräftestrategie im Gesundheitswesen bedarf einer aussagekräftigen Datengrundlage, auf deren Basis das aktuelle und künftige Angebot sowie der jeweilige Bedarf an Fachkräften in den einzelnen Versorgungsbereichen und Regionen bezogen auf die unterschiedlichen Qualifikationen detailliert dargestellt und für die Zukunft prognostiziert werden kann.

Für eine mittel- und langfristige Prognose des gesamten Arbeitsmarktes eignet sich insbesondere das Fachkräftemonitoring für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), auf dessen Grundlage die Fachkräftestrategie der Bundesregierung erstellt wird. Als eine der wichtigsten analytischen Referenzen in der fachkräftepolitischen Diskussion zeigt es auf, wie viele und vor allem in welchen Bereichen Arbeitsplätze in den kommenden 5 bis 20 Jahren wegfallen und neu entstehen könnten. Grundlage des Fachkräftemonitorings sind die BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe), welche unter der gemeinsamen Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit der GWS durchgeführt werden.

Um den Anforderungen einer möglichst kleinteiligen Prognose zu den Gesundheits- und Pflegeberufen zu genügen, hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) das BIBB und die GWS mit einer Machbarkeitsstudie für ein detailliertes, langfristiges Monitoring des Bedarfs an und Angebots von Gesundheitsberufen („BMG-Fachkräftemonitoring“) beauftragt. Dieser Bericht geht mehreren zugehörigen Fragen nach. Welche Monitoringstudien wurden bislang in Deutschland durchgeführt? Welche Datenquellen sind verfügbar? In welchem Detaillierungsgrad ist es möglich, den künftigen Bedarf an Gesundheitsberufen zu ermitteln? Wie sind etwaige Passungsprobleme zwischen Bedarf und Angebot zu identifizieren? Und welche politischen Handlungsmöglichkeiten können Szenarienanalysen letztlich aufzeigen?

Im Rahmen der Studie wurde ein entsprechendes Projektionsmodell erarbeitet: Unter Abwägung der entsprechenden Fallzahlen und der möglichen Prognostizierbarkeit konnten in Abstimmung mit dem BMG sowie relevanter Stakeholderinnen und Stakeholder 55 Gesundheits- und Pflegeberufe identifiziert werden, die hinsichtlich ihrer Zahlen an Erwerbstätigen und Erwerbspersonen sowie in der Anzahl an nachgefragten und angebotenen Vollzeitäquivalenten verlässlich aktualisierbar und prognostizierbar sind. Zudem lässt sich die Entwicklung dieser Berufe nach stationären, ambulanten und sonstigen Einrichtungsarten unterscheiden. Das vorgeschlagene Konzept für ein BMG-Fachkräftemonitoring ist so gestaltet, dass bei einer Implementierung des Modells aufwandsarm Antworten auf verschiedene Fragen bzgl. der Fachkräftesicherung geliefert werden können, z. B. zur Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen, zur Anzahl der künftig ausgebildeten Fachkräfte oder zu Auswirkungen von Produktivitätsfortschritten. Die im Projektionskonzept skizzierten Angebots- und Bedarfsfortschreibungsansätze bieten zudem Stellschrauben für zahlreiche Szenarioanalysen, um Ansatzpunkte politischer Handlungsmöglichkeiten im Bereich Fachkräftesicherung zu operationalisieren.