Digitalisierung und natürliche Ressourcen.

Abraham, V., Kirchdorfer, R., Albus, N., Aigner, J., Wirges, N., Milde, K., Klose, A., Böbel, M., Lückerath, D., Meyer, M., Distelkamp, M., Banning, M., Philippi, A., Haack, D., Risch, L. & Elsesser, P.-V. (2024): Digitalisierung und natürliche Ressourcen. Analyse der Ressourcenintensität des digitalen Wandels in Deutschland. UBA TEXTE 114/2024, Dessau-Roßlau.

Abstract

Digitale Anwendungen, Prozesse und Dienstleistungen sind integraler Bestandteil des modernen Lebens. Ihre Bedeutung steigt stetig an. Die Umweltauswirkungen des digitalen Wandels sind jedoch nicht ausführlich genug untersucht. Es fehlt etwa eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl die direkten Effekte (z. B. Ressourcenbedarf und Treibhausgasemissionen) als auch die indirekten Effekte (z. B. veränderte Produktions- und Konsummuster) digitaler Anwendungen einbezieht. Digitale Anwendungen können den Bedarf an natürlichen Ressourcen verringern, etwa durch intelligente Lösungen in der Industrie. Umgekehrt wurde ihre Ressourcenintensität, d. h. die Ressourcenaufwände zur Herstellung digitaler Anwendungen, bisher kaum untersucht. Das Forschungsvorhaben DigitalRessourcen hat daher die Ressourcenintensität und das Treibhausgaspotential der digitalen Transformation in Deutschland sowohl auf Mikro- als auch auf Makroebene berechnet und analysiert. In zehn Fallstudien (Mikroebene) verschiedener digitaler Anwendungen wurde eine ökobilanzielle Betrachtung durchgeführt und die Ressourcenintensitäten rechnerisch bestimmt. Es wurde dabei festgestellt, dass die Hälfte der untersuchten digitalen Anwendungen in unterschiedlichem Maße ein Entlastungspotenzial für die Umwelt bieten (Videokonferenzen, digitale Medien, online Lebensmittelhandel, Carsharing, Plattformen von Verbraucher*in zu Verbraucher*in). Bei den anderen fünf Fallstudien wurde festgestellt, dass sie geringes oder gar kein Entlastungspotenzial bieten oder sich sogar negativ auf die Umwelt auswirken können (Smart-Home-System, Kryptowährung, E-Sports, 3D-Druck, E-Health). Mit einem multiregionalen Input-Output-Modell (Makroebene) wurde daneben der Rohstoffeinsatz (RMC u. RMI) und der CO2-Fußabdruck der Digitalisierung in Deutschland für die Jahre 2000-2020 rechnerisch bestimmt. Rohstoffeinsatz und der CO2-Fußabdruck der Digitalisierung werden vor allem durch die Nachfrage nach Hardware getrieben, die überwiegend aus asiatischen Regionen importiert wird. Außerdem wurden mögliche Entwicklungen der Ressourcenintensität (inkl. CO2) der Digitalisierung in Deutschland bis zum Jahr 2050 in sechs unterschiedlichen Szenarien berechnet und dargestellt. Das Forschungsvorhaben DigitalRessourcen schließt mit der Identifizierung von neun Gestaltungsfeldern und beispielhaften Maßnahmen für Politik, Forschung, Unternehmen und Verbraucher*innen Vorhaben für eine nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung in Deutschland ab.