Kostendimensionen von Klimaschäden – eine systematische Kategorisierung.
Hirschfeld, J., Schulze, N., Hock, A.-L., Trenczek, J., Flaute, M., Eiserbeck, L., Sandhövel, M., Reuschel, S., Lühr, O., Hoffmann, E. & Dehnhardt, A. (2021): Kostendimensionen von Klimaschäden – eine systematische Kategorisierung. Studie im Rahmen des Projekts: Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland, Berlin.Abstract
Ziel dieser Studie ist es, die vielfältigen Dimensionen der durch den Klimawandel verursachten Schäden sowie der Kosten der Anpassung an den Klimawandel systematisch zu kategorisieren. Kapitel 2.1 führt zunächst die hier zugrunde gelegten vier Kategorien von Klimaschäden ein: 1.) Direkte monetäre Kosten, 2.) indirekte monetäre Kosten, 3.) direkte immaterielle Schäden und 4.) indirekte immaterielle Schäden. In Politik und Öffentlichkeit werden bisher in erster Linie die direkten monetären Schäden wahrgenommen und die Todesfälle, die hier den direkten immateriellen Schäden zugerechnet werden. Die Studie macht deutlich, dass dies eine verkürzte Wahrnehmung ist, die zu politischen und persönlichen Fehleinschätzungen führen kann, weil dabei bedeutende weitere Schadenskategorien übersehen und vernachlässigt werden. Quer zu diesen Kategorien können die Klimaschäden nach weiteren Kriterien differenziert werden: Nach der Verursachung durch graduelle Klimaänderungen oder durch klimawandelbedingte Extremereignisse. Kapitel 2.1.7 bietet an der Stelle einen Exkurs zum aktuellen Stand der Attributionsforschung, die der Frage nachgeht, inwieweit einzelne Extremereignisse oder Entwicklungen dem Klimawandel zugeschrieben werden können oder nicht. Die Klimaschäden können zudem sortiert werden nach betroffenen Wirtschaftssektoren, Handlungsfeldern, Regionen, sozialen Gruppen oder auch Generationen. Diese jeweiligen Perspektiven ermöglichen ein differenzierteres Bild spezifischer Betroffenheiten als der Blick beispielsweise allein auf Gesamtschadenssummen, die oft nur auf die direkten monetären Gesamtschäden Bezug nehmen. Kapitel 2.2 bis 2.4 erörtern die verschiedenen Perspektiven auf die Wirkungen des Klimawandels: soziale Effekte, Auswirkungen auf Natur und Ökosysteme, internationale Wirkungen und Rückwirkungen auf Lieferketten. Auch diese Kostendimensionen werden häufig vernachlässigt oder ganz übersehen, obwohl sowohl für die gesellschaftliche Wohlfahrt als auch für die wirtschaftliche Entwicklung beispielsweise von importabhängigen oder exportorientierten Wirtschaftssektoren große Bedeutung haben. Kapitel 2.5 und 2.6 werfen einen gesonderten Blick auf die Rolle der Kapitalmärkte und der Versicherungswirtschaft, die gegebenenfalls einen stabilisierenden Effekt auf Wirtschaft, staatliche und private Haushalte haben können, indem sie die höheren Kosten, die sich aus der Einbeziehung der Klimarisiken in aktuelle Kurse und Versicherungsprämien transparent machen und einpreisen. Kapitel 2.7 erörtert die Risiken für den deutschen Bundeshaushalt, die sich aus einer Verfehlung europäischer Klimaschutzvorgaben ergeben können. Kapitel 3 schließlich führt diese Gedankengänge nochmals zusammen und zieht Schlussfolgerungen für die weitere Arbeit des Projektes, die sich mit der empirischen Abbildung von Klimakosten und einer Abschätzung der monetären Kosten von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel beschäftigen wird.