Preisschock ohne Wirkung: Olivenöl trotzt der Inflation

Zahl des Monats 10/2024

30.09.2024

Im Gegensatz zur Entwicklung des allgemeinen Verbraucherpreisindex sind die Preise für Olivenöl im letzten Jahr massiv gestiegen. Grund hierfür sind schlechte Ernten aufgrund der Wetterlage und erhöhte Produktionskosten in den Anbauländern. So stiegen die Preise für Olivenöl im August um knapp 35 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, während jene für Nahrungsmittel im Allgemeinen im gleichen Zeitraum nur um knapp 1,5 % stiegen.

Die ökonomische Theorie geht in solchen Fällen davon aus, dass Konsument:innen ihr Verhalten entsprechend anpassen und – ceteris paribus – ihren Konsum von Olivenöl zugunsten substitutiver Güter reduzieren. Im Fall von Olivenöl ist die Auswahl an Alternativprodukten ausreichend groß: Je nach Verwendungszweck können andere Öle (z. B. Sonnenblumenöl oder Rapsöl), Butter, Margarine oder andere tierische bzw. pflanzliche Fette eine gute Alternative sein. Die Preise in diesen Warengruppen sind bisher vergleichsweise stabil gewesen oder gar gefallen (siehe Abbildung 2).

Ein Blick in die experimentelle Konjunkturstatistik über Warengruppen im Lebensmitteleinzelhandel des Statistischen Bundesamtes scheint diese konsumtheoretischen Annahmen aber zunächst zu widerlegen. Abbildung 1 zeigt den Olivenöl-Absatz (also die Menge des verkauften Olivenöls) im Einzelhandel und die Preisentwicklung des Olivenöls. Die Verdopplung der Preise hat keinen negativen Effekt auf die abgesetzte Menge an Olivenöl. Am aktuellen Rand ist die verkaufte Menge sogar höher als zu Beginn der Zeitreihe, als der Preis für Olivenöl nur halb so hoch war.
 


 

An fehlenden günstigen Alternativen kann das nicht liegen: Abbildung 2 zeigt die Preisentwicklung (gestrichelte Linien) der möglichen Substitute sowie deren saisonbereinigten Absatz (durchgezogene Linien). In der Vergleichsgruppe verzeichnet das Olivenöl sowohl den höchsten Preisanstieg als auch die stärkste (saisonbereinigte) Absatzentwicklung.
 


 

Die Gründe für diese Beobachtung sind unklar. Ein möglicher Erklärungsansatz wäre, dass Olivenöl einem gänzlich anderen Marktsegment zuzuordnen ist als die vermeintlichen Substitute. So könnte es sein, dass Olivenöl primär von Käuferschichten bezogen wird, die keinen Budgetrestriktionen in Bezug auf ihren Olivenölkonsum unterworfen sind. Wer also beim Kauf von Öl auf den Preis achtet, dürfte auch vor der Preissteigerung schon zu günstigeren Alternativen gegriffen haben. Entsprechend sind auch nach der Preissteigerung keine Anpassungen im Absatz erkennbar.

Solchen und ähnlichen Untersuchungen von Konsummustern in Abhängigkeit ökonomischer, demografischer und geografischer Merkmale der Haushalte widmen sich unsere Projekte im Themenfeld „Demografie, Haushalte und Konsum“.

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