Konsummuster Stadt versus Land

Zahl des Monats 09/2024

29.08.2024

Der Konsum privater Haushalte ist ein wesentlicher Treiber der Wirtschaft in Deutschland und spiegelt die Lebensbedingungen und Bedürfnisse der Bevölkerung wider. Dabei hängt das Konsumverhalten stark von der Einkommenssituation der Haushalte und dem jeweiligen Siedlungstyp ab. In städtischen Regionen sind Konsummuster häufig von einem breiten Angebot an Gütern und Dienstleistungen geprägt, das insbesondere für Haushalte mit höherem Einkommen leicht zugänglich ist. In ländlichen Gebieten hingegen ist das Angebot oft begrenzter und Haushalte müssen teilweise weitere Wege zurücklegen, um an Waren und Dienstleistungen zu gelangen. Hier spielen auch Einkommensunterschiede eine wichtige Rolle, da sie den Zugang zu Konsumgütern stark beeinflussen.

Besonders in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung ist es von entscheidender Bedeutung, die unterschiedlichen Konsummuster aller Teile der Gesellschaft zu berücksichtigen.

Haushalte mit geringem Einkommen – sei es in städtischen oder ländlichen Gebieten – stehen vor besonderen Herausforderungen, da sie tendenziell stärker von wirtschaftlichen Krisen betroffen sind. Um soziale Ungleichheiten zu verringern und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken, müssen Maßnahmen entwickelt werden, die den Konsum für alle Bevölkerungsgruppen nachhaltig gestalten. Nur durch eine umfassende Berücksichtigung der unterschiedlichen Einkommensverhältnisse und Siedlungstypen kann ein nachhaltiger Konsum erreicht werden, der zum Wohle und zur Stabilität der gesamten Gesellschaft beiträgt. Aus diesem Grund befasst sich diese Zahl des Monats mit den unterschiedlichen Konsummustern in der Bevölkerung nach Kreistyp und Lage. Dies ermöglicht es, die verschiedenen Strukturen zwischen Großstadt, städtisch geprägten und ländlichen Regionen zu untersuchen.

Abbildung 1 zeigt die Abweichung der Konsumstruktur vom deutschlandweiten Durchschnitt für zehn verschiedene Regionen nach Kreistyp und Lage, jeweils für die Aufwendungen für Grundbedürfnisse und restliche Aufwendungen.

Die Skala Kreistyp und Lage spiegelt in den ersten beiden Säulen die Kategorien der Großstädte sehr zentral bzw. zentral wider. Die Säulen 3 bis 5 veranschaulichen die Abweichungen in den städtischen Kreisen von sehr zentral bis peripher. 6 und 7 stellen die ländlichen Kreise zentral und peripher dar und ab der 8. Säule beginnen die ländlichen Kreise mit absteigender Bevölkerungsintensität.

Die Abbildung 1 zeigt einen deutlichen Unterschied – besonders im Vergleich der Großstädte (Säulen 1 & 2) mit den ländlichsten Regionen der Republik (Säulen 9 & 10). Die Bewohner der ländlich geprägten Regionen geben anteilig mehr für ihre Grundbedürfnisse aus.
 


 

Abbildung 2 veranschaulicht genau diesen Unterschied zwischen den Ausgaben für Grundbedürfnisse und den restlichen Aufwendungen im Detail. Bei Kreistyp/Lage 10 (dünn besiedelte ländliche Kreise, sehr peripher) sind besonders die deutlich höheren Ausgaben für „Nahrungsmittel und Getränke“ und „Wohnen und Energie“ auffällig, während in den sehr städtisch geprägten Regionen mehr für Freizeit, Bildung oder Restaurantbesuche ausgegeben wird.

Entscheidend ist die Frage, ob es daran liegt, dass die Menschen in den ländlicheren Regionen nicht mehr für die restlichen Aufwendungen ausgeben können oder wollen? Also, ob deren Einkommen keine häufigeren Restaurantbesuche erlauben, oder es schlichtweg an dem fehlenden Angebot an Restaurants in peripheren Regionen mangelt.
 


 

Aus diesem Grund arbeitet die GWS in den kommenden Monaten zunächst an einer noch detaillierteren Modellierung der Konsumstruktur auf Kreisebene in Deutschland. Im Anschluss wird für eine möglichst fundierte Beantwortung der Fragestellung auch die Einkommensseite genauer untersucht.
 

Weitere Beiträge der Serie „Zahl des Monats“ finden Sie hier.

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