Unsere Zahl des Monats 01/2022: Stromverbrauch – heute, morgen und der Beitrag von Wasserstoff

10.01.2022

Der Bruttostromverbrauch lag 2019 bei 577 TWh ([1]; die Werte für 2020 werden angesichts der Verzerrung durch die Corona-Krise in der folgenden Ausführung nicht verwendet). Die alte Bundesregierung ging noch bis Mitte 2021 von einem nahezu unveränderten Strombedarf bis 2030 in Höhe von 580 TWh aus.

Das Ziel der Klimaneutralität bedingt allerdings den Umbau in Richtung einer strombasierten Wirtschaft. Elektromobilität, Wärmepumpen und Elektrolyseure beispielsweise ersetzen Technologien, die vormals auf dem direkten und indirekten Einsatz von fossilen Energieträgern beruhten. Energieeffizienzsteigerungen werden nicht ausreichen, den Strombedarf insgesamt konstant zu halten. Entsprechend hat das Wirtschaftsministerium die Prognose zum zukünftigen Strombedarf bereits Mitte 2021 nach oben korrigiert. Die Bundesregierung unterstellt nun einen Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 in Höhe von 715 TWh [2].

Die Differenz zwischen dem heutigen und dem prognostizierten Strombedarf beträgt 138 TWh. Die aktualisierte Wasserstoffstrategie hat das Ziel, bis 2030 eine Elektrolyse-Kapazität von 10 GW zu erreichen. Dafür ist unter der Annahme von 4000 Volllaststunden der Anlagen 40 TWh Strom notwendig. Allein dies entspricht fast 30 % des im Vergleich zu 2019 zusätzlich prognostizierten Strombedarfes.

Die 40 TWh Strombedarf zur Erzeugung von 28 TWh Wasserstoff (bei einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von 70 % der Elektrolyseure) entsprechen zwar nur 6 % des gesamten projizierten Strombedarfes im Jahr 2030, verlangen aber vollständig den heutig produzierten Strom aus PV-Anlagen bzw. 10 % des zurzeit aus erneuerbaren Energien produzierten Stroms.

Unsere Zahl des Monats deutet an, wo die Herausforderungen der Umstellung auf eine strombasierte Wirtschaft liegen. Allein die Umstellung auf eine zu einem geringen Anteil auf Wasserstoff basierte Wirtschaft zieht Strombedarfe nach sich, die sehr groß sind. Entweder kann Wasserstoff nur eine Ergänzung auf dem Weg des Umbaus sein, oder enorme Anstrengungen bei dem Ausbau von erneuerbaren Energien, hohe Importbedarfe von Wasserstoff oder die Nutzung von blauem Wasserstoff (erdgasbasierter Wasserstoff mit Abscheidung und Wiederverwendung von CO2) sind mögliche Alternativen.

Die GWS forscht im Auftrag des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) an der Ausgestaltung der Wertschöpfungskette Wasserstoff.


[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2022): Habeck legt Eröffnungsbilanz Klimaschutz vor – „Müssen Geschwindigkeit der Emissionsminderung verdreifachen.“ Pressemitteilung vom 11.01.2022. Online verfügbar unter: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/01/20220111-habeck-legt-eroffnungsbilanz-klimaschutz-vor.html, abgerufen am 14.01.2022.

[2] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2021): Zahlen und Fakten: Energiedaten des BMWi.

Weitere Beiträge der Serie „Zahl des Monats“ finden Sie hier.

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