Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS) – wie ist der Stand heute?

Zahl des Monats 06/2024

31.05.2024

Die Bundesregierung hat im Februar dieses Jahres eine Carbon-Management-Strategie verabschiedet, die erstmalig die Speicherung (CCS) und Nutzung (CCU) von CO2 regelt. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass CO2-Neutralität in bestimmten Bereichen nur durch das Auffangen, die Speicherung und/oder die Wiederverwendung von CO2 erreicht werden kann. Dies ist insbesondere in manchen Industriezweigen der Fall, wie bspw. in der Zementindustrie, bei der zwei Drittel der CO2-Emissionen beim Brennvorgang des Rohmaterials (Zementklinker) entsteht.

Aufgrund der langen, ungeklärten rechtlichen Lage bezüglich der Anwendung von CCS/CCU-Anlagen in Deutschland sind hier heute weder Technologien in Betrieb, die CO2 abscheiden noch in größerem Umfang transportieren oder speichern können. Deutschland steht somit ganz am Anfang bei der Umsetzung der Carbon-Management-Strategie.
 

Gemäß der Projektlisten der Internationalen Energieagentur gibt es in Deutschland bislang hauptsächlich Projekte zu CCS/CCU, die in Planung stehen. Lediglich ein Projekt zur Speicherung von CO2 ist bereits im Bau – in Betrieb ist keines. Der Großteil der geplanten Projekte belaufen sich auf den Transport von CO2. Gerade mal 25 % der geplanten Kapazitäten beziehen sich auf Projekte zur Speicherung oder Nutzung von CO2. Die meisten Projekte sollen bis 2030 fertiggestellt sein. Damit ist davon auszugehen, dass bis 2030 etwa 63 Mt CO2 pro Jahr gespeichert, genutzt oder transportiert werden können.

Die geplanten und gegenwärtig in Bau befindlichen Projekte zum Auffangen, Speichern, Wiederverwenden und für den Transport von CO2 machen in etwa 10 % des im Jahr 2019 durch Wirtschaftszweige emittierten CO2 aus. Damit dürfte der Beitrag von CCS/CCU-Technologien aus heutiger Sicht zur Erreichung der CO2-Neutralität nur gering sein. Da die Bundesregierung von einem Hochlauf der Anwendung der Technologie in Deutschland bis 2030 ausgeht, ist insbesondere im Bereich der Infrastruktur noch viel zu tun. Aufgrund des begrenzten Anwenderkreises dürfte es aber möglich sein, dies zu erreichen. Die Frage, ob sich die voraussichtlich hohen Investitions- und Betriebskosten der Anlagen auch für die Anwender lohnen wird, bleibt abzuwarten.

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