Auswirkungen der sozial-ökologischen Transformation auf Arbeitsplätze
Wolter, M. I., Helmrich, R., Maier, T. & Zika, G. (2023): Auswirkungen der sozial-ökologischen Transformation auf Arbeitsplätze – Abgrenzungen und Überlegungen zu dem Indikator „Arbeitsplätze im Transformationsfokus“ (ATF). GWS-Kurzmitteilung, QuBe-Essay 1/2023, Osnabrück.Abstract
Zur Erreichung der CO2-Ziele steht der Volkswirtschaft insgesamt bis 2045 ein Wandel bevor. Olaf Scholz hat diesen treffend als die wahrscheinlich größte industrielle Modernisierung bezeichnet, die Deutschland „seit Jahrzehnten – vielleicht seit hundert Jahren –“ gesehen hat (Scholz 2021). Der Übergang von fossiler hin zu erneuerbarer Energie betrifft sämtliche Unternehmen, private Haushalte und Gebietskörperschaften. Der Kapitalstock aus Ausrüstungen und Gebäuden bedarf also entweder einem technischen Upgrade oder muss ausgetauscht werden.
Dabei geht es nicht nur darum, dass in Produktionsprozessen andere Energieträger (z. B. Wasserstoff statt Erdgas) verwendet werden, sondern auch, dass die Produktionsprozesse bezogen auf die eingesetzten Materialien schlanker werden und das Material möglichst aus der Aufbereitung (Recycling) kommt. Mit einer effizienteren Verwendung von Material geht auch ein geringerer Energieeinsatz einher: Produkte, die nicht erzeugt werden, verbrauchen auch keine Energie. Gerade bei Gebäuden wird dann am meisten CO2-Emissionen vermieden, wenn sie nicht abgerissen, sondern renoviert sowie energetisch saniert und ertüchtigt werden.
Die anstehendenden sozial-ökologischen Transformationsprozesse umfassen nicht nur die Energiewende und die CO2-Reduktion, sondern auch die Klimafolgenabwehr und die notwendigen Veränderungen in der Agrarproduktion, der Gewässerreinhaltung und der Biodiversität.
Sicher ist, dass Arbeitskräfte, die auf ihren Arbeitsplätzen „grüne Berufe“ ausüben, daran mitwirken, dass Transformationen gelingen und dass Energie und Rohstoffe effizient eingesetzt werden. Fehlen diese Arbeitskräfte, können Arbeitsplätze nicht besetzt werden und die Transformation wird zumindest verlangsamt. Die Klimaziele können nicht rechtzeitig erreicht werden und bestehende Wettbewerbsvorteile des sogenannten „industriellen Kerns“ in Deutschland werden kleiner oder verschwinden gänzlich. Ersteres verhindert den ökologischen Teil und Letzteres erschwert den sozialen Teil der sozial-ökologischen Transformation. Eine besondere Aufgabe kommt den Arbeitsplätzen in der Verwaltung zu, die maßgeblich an der Beschleunigung der Transformation beteiligt ist. Auch hier sind Arbeitskräfte nur schwer zu rekrutieren: Eine Beschleunigung ist daher nur möglich, wenn die Verwaltung sich auf die dafür notwendigen Arbeiten konzentrieren kann.
Aus Sicht des produzierenden Gewerbes kann sich eine doppelte Wirkung der Transformation einstellen: Der notwendige Infrastrukturausbau stellt das produzierende Gewerbe vor zusätzliche Aufgaben, sodass der Übergang hin zu mehr Dienstleistungsjobs zumindest gebremst werden kann und eine Stärkung des industriellen Kerns möglich wird. Ferner wird sich das produzierende Gewerbes selbst neuen Produktionsweisen und veränderten Arbeitsweisen zuwenden müssen. Das produzierende Gewerbe wird also im Sprint die Schuhe wechseln.
Aus Sicht des QuBe-Projektes ist es damit sinnvoll, darüber nachzudenken, ob Schlüssel-Arbeitsplätze und die dafür benötigten Berufe identifiziert werden können, deren fehlende Verfügbarkeit die sozial-ökologische Transformation verzögern.