Makroökonomische Wirkungen und Verteilungsfragen der Energiewende

Ziel der Energiewende ist der Umbau des Energiesystems zu einem klimafreundlichen System und der gleichzeitige Ausstieg aus der Kernenergie bei Gewährleistung einer sicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Energieversorgung. Die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien sind dabei wesentliche Bestandteile. Während für die Bereiche Effizienz (jährliche Steigerung der Endenergieproduktivität um 2,1 %), erneuerbare Energien (Anstieg auf 60 % am Bruttoendenergieverbrauch bis 2050) und Klimaschutz (40 % THG-Minderung bis 2020; mindestens 80 % bis 95 % bis 2050) klare und messbare Indikatoren mit quantifizierten Zielen und Zwischenzielen im Energiekonzept hinterlegt sind, ist dies für die wirtschaftliche Dimension nicht der Fall. Die Messung der gesamtwirtschaftlichen Effekte der "Energiewende" ist deshalb methodisch deutlich schwieriger.
Vor diesem Hintergrund hat ein Konsortium aus Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prognos AG und Fraunhofer ISI ein Forschungsvorhaben zu den makroökonomischen Wirkungen und Verteilungseffekten der Energiewende im Auftrag des BMWi von Juli 2015 bis November 2018 bearbeitet. Das Vorhaben ist in sechs Arbeitspakete gegliedert, die unter www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/arbeitsplaetze-und-beschaeftigung dokumentiert sind.
Auf Basis einer kurzen Systematisierung der Effekte zu Projektbeginn in Arbeitspaket (AP) 1 ist das Konzept einer energiewirtschaftlichen Gesamtrechnung in AP 2 worden. Sie umfasst einerseits die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung. Andererseits werden zentrale Größen wie Investitionen und Beschäftigung für die umfassend definierte Energiewirtschaft bestimmt (sog. Bruttoeffekte). Außerdem werden verminderte Energieimporte ermittelt.
Im AP 3 geht es zunächst um die Entwicklung eines kontrafaktischen Szenarios, das für den Betrachtungszeitraum 2000 bis 2050 eine Welt ohne Energiewende beschreibt, und eines Zielszenarios, in dem die Ziele der Bundesregierung erreicht werden. Im Vergleich des Zielszenarios mit der kontrafaktischen Welt werden in gesamtwirtschaftlichen Modellanalysen die Nettoeffekte der Energiewende sowohl ex post als auch ex ante ermittelt. Verteilungseffekte der Energiepolitik sind im AP 4 zunächst auf ihre Bedeutung hin weiter geordnet worden. Fragen der personellen Einkommensverteilung und der regionalen Wirkungen der Energiewende sind vertieft betrachtet worden. Zusätzliche Vorteile der Energiewende wurden parallel zu den anderen Arbeitsschritten in AP 5 ermittelt. Im Rahmen von AP 6 wurden mögliche Engpässe der Energiewende vor dem Hintergrund der guten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland diskutiert.

Publikationen
Lutz, C. & Breitschopf, B. (2016): Systematisierung der gesamtwirtschaftlichen Effekte und Verteilungswirkungen der Energiewende. GWS Research Report 2016/1, Osnabrück.
O'Sullivan, M., Lehr, U. & Edler, D. (2015): Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland und verringerte fossile Brennstoffimporte durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz - Zulieferung für den Monitoringbericht 2015. , Teilstudie zu einem Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Berlin.